Mein Hund dreht durch, wenn er andere Hunde sieht
Mein Hund dreht durch, wenn er andere Hunde sieht – was kann ich dagegegen tun?
Der Hund zerrt wild an der Leine. Er kläfft bis zur Heiserkeit und der Hundebesitzer kann sich nur mit Kraft gegen ihn stemmen. Ein unhaltbarer Zustand, der jedem Hundeführer das Leben erschwert und ein entspanntes Spazierengehen verhindert.
Viele Hunde reagieren auf andere Hunde grimmig. Sie reagieren weder auf Zuruf, noch auf Leckerchen oder dem erzwungenen Sichtkontakt. Derart hoch erregte Hunde lassen sich kaum stoppen und der Hundehalter braucht viel Kraft, um weiterzugehen.
Es handelt sich keineswegs um vereinzelte Situationen, sondern vielmehr um ein weit verbreitetes Phänomen.
Inhalte
- 1 Warum dreht mein Hund durch, wenn er andere Hunde sieht?
- 2 Woran kann es liegen, dass der Hund nicht hört, wenn er andere Hunde sieht?
- 3 Was kann ich gegen das Durchdrehen meines Hundes tun, wenn er andere Hunde sieht?
- 4 Wie kann ich den Hund an anderen Hunde vorbeiführen und ihm beibringen, andere Hunde zu ignorieren?
- 5 Was kann ich tun, wenn der Hund trotz allem in die Leine springt und beim Anblick anderer Hunde verrückt spielt?
- 6 Mein Hund dreht durch, wenn er andere Hunde sieht – Fazit
- 7 Beitrag vorlesen lassen:
Warum dreht mein Hund durch, wenn er andere Hunde sieht?
Der Ursprung dazu liegt in den ursprünglichen Verhaltensweisen der Hunde und/oder in ihren bisherigen Erfahrungen.
Hunde verteidigen intensiv ihre Reviere, die sich nicht alleine auf Haus und umschlossenes Grundstück begrenzen. Spazierwege, die der Hundeführer mit seinem Hund mehrfach geht, gehören ebenso dazu, wie Treppenhäuser oder andere, mehrmals besuchte Gebäude.
Jeder Spaziergang auf denselben Wegen steckt der Hund mit Duftmarken als sein Revier ab. Er pinkelt beispielsweise so hoch es geht an Bäume, Zaunpfähle, Straßenlaternen und/oder Wände. Auf diese Weise teilt er anderen Hunden mit, dass dieses Revier ihm untersteht.
Begegnet er auf dem Spaziergang einem anderen Hund verteidigt er mit Gebell und aufgeregtem Gehabe an der Leine das Revier.
An der Leine, will er nicht nur das Revier vor dem anderen Hund schützen, sondern ebenso seinen Hundeführer. Der Hundeführer vermittelt ihm durch die Leine weiteren Rückhalt.
Der Hund fühlt sich sicherer und die Erregung steigt bis zu aggressivem Gebell an.
Derart hoch erregte Hunde reagieren nicht mehr auf Zurufe, Gegendruck und/oder andere Versuche ihres Menschen der Situation zu entgehen.
Woran kann es liegen, dass der Hund nicht hört, wenn er andere Hunde sieht?
In vielen Fällen liegt es an der starken Erregung des Hundes, die eine Fixierung auf das Gegenüber auslöst. Gegendruck auf die Leine und/oder Ansprache versteht er nicht mehr als Rückruf, sondern als Ansporn.
Er nimmt Befehle, Leckerchen und den erzwungenen Augenkontakt nicht mehr wirklich wahr.
Die straff gehaltene Leine und das Stehenbleiben des Hundeführers fördern und steigern das aggressive Verhalten des Hundes. Er wird unkontrollierbar.
Was kann ich gegen das Durchdrehen meines Hundes tun, wenn er andere Hunde sieht?
Diese Situation kann täglich und auf jedem Weg auftauchen. Aus diesem Grunde erweist sich vorausschauendes Spazierengehen mit dem Hund als hilfreich.
Geht der Hundeführer bewusst mit seinem Hund spazieren, kann er das Tier im Vorfeld beispielsweise:
- auffordern mit dem Hundeführer Blickkontakt aufzunehmen.
- mit der Hilfe eines Spielzeugs ablenken oder in eine andere Richtung führen.
- durch einen konsequenten Richtungswechsel aus dem Blickfeld des anderen Hundes bringen.
- den Befehl „Sitz“ ausführen lassen, sich in das Blickfeld des Hundes stellen und dem anderen Hund auf diese Weise das Vorbeigehen ermöglichen.
- mit kurz gefasster Leine und stetiger Aufforderung zum Blickkontakt an dem anderen Hund vorbeiführen.
- den Befehl „Platz“ mit Blick in die Richtung außerhalb des anderen Hundes ausführen lassen und auf stetigem Blickkontakt mit der Hilfe eines Leckerchens bestehen.
Was kann ich tun, damit es gar nicht erst zu unangenehmen Vorfällen kommt?
Hierzu erweisen sich:
- frühzeitige Übungen (ab der Welpenzeit), die das Akzeptieren anderer Hunde im eigenen Revier fördern,
- Welpen-Spieltage in einer Hundeschule, die den jungen Hund auf das Zusammenleben mit anderen Hunden und Menschen gut vorbereiten,
- Übungen zum Stärken der Mensch-Hund-Bindung und Unterordnung,
- Übungen zum Verbessern der Kommunikation zwischen Mensch und Hund,
als hilfreich.
Unterordnungsübungen und das Trainieren mit dem Hundeführer Sichtkontakt zu halten
Hierzu kann der Hundeführer:
- den Hund ansprechen und bei Blickkontakt beruhigen. Der Blickkontakt darf während des Weitergehens nicht abbrechen.
- sich zwischen die beiden Hunde stellen und die Befehle „Sitz“ oder „Platz“ an seinen Hund aussprechen. Während des bestehenden Blickkontakts kann er den Hund mit Lob und Streicheleinheiten belohnen.
Bricht der Blickkontakt ab, obwohl die Situation noch besteht, kann der Hundeführer:
- seinem Hund erneut den Blick auf den anderen Hund versperren.
- die Aufmerksamkeit seines Hundes erneut auf sich ziehen und den Blickkontakt wieder herstellen.
- das Lieblingsspielzeug oder einen Dummy auf den Weg legen und mit dem Hund daran vorbeigehen. Der Hund darf den Dummy nicht aufnehmen oder an ihn heran gelangen. Er muss dem Hundeführer ohne Blick für den Dummy folgen. Er darf den Dummy erst nehmen, wenn er die Freigabe dazu erhält.
Mit dieser Übung lernt der Hund die Aufmerksamkeit auf den Hundeführer gerichtet zu halten. Der Hundeführer lernt im Gegenzug, wie er sich für den Hund interessanter gestalten kann. Die Bindung vertieft sich zwischen ihnen und beide profitieren von den gewonnenen, entspannten Spaziergängen.
Wie kann ich den Hund an anderen Hunde vorbeiführen und ihm beibringen, andere Hunde zu ignorieren?
Einen anderen Hund zu ignorieren fällt den meisten Hunden schwer. Es entspricht nicht ihrem natürlichen Verhalten und bedarf der Übung.
In der Welpen-Schule kann der Hund lernen, dass nicht jedes Revier ihm alleine gehört. Er kann lernen, andere Hunde im Revier zu akzeptieren und zu ignorieren.
Ausgewachsenen Hunden fehlt in vielen Fällen diese Vorarbeit.
Aus diesem Grund erweist es sich als hilfreich, wenn der Hund:
- einen anderen, ebenfalls angeleinten Hund, nicht begrüßen darf.
- keine Begrüßung erfahren darf, von einem nicht angeleinten Hund.
- vorausschauendes Spazierengehen, eine nicht zu kurze Leine und das zusätzliche Benutzen eines Haltis, als Hilfsmittel, erleichtern das Training.
Das gemeinsame Spazierengehen mit mehreren Hundeführern kann sich ebenfalls positiv auf das Verhalten des Hundes auswirken, wenn:
- alle Hunde an der Leine gehen und die Hundeführer gemeinsam mit den Hunden trainieren.
- beim Freigang aller Hunde die Hundeführer systematisch ihre Hunde abrufen und Unterordnungsübungen gleichzeitig oder nacheinander mit den Hunden üben.
Was kann ich tun, wenn der Hund trotz allem in die Leine springt und beim Anblick anderer Hunde verrückt spielt?
Jederzeit kann ein Hund Erziehung und Vorbereitung vergessen. Dies kann beispielsweise:
- am Geruch des anderen Hundes liegen.
- bei einem unkastrierten Rüden, an der Hormonausschüttung liegen, wenn der Geruch einer hitzigen Hündin in der Luft liegt.
- durch Nervosität des Hundeführers und dem Übertragen seiner Gefühle auf den Hund liegen.
In einem solchen Fall kann der Hundeführer sich in das Blickfeld seines Hundes stellen oder einen abrupten Richtungswechsel vornehmen.
Hilfsmittel wie beispielsweise:
- ein Halti
Haltis stellen eine Art Zaumzeug für den Hund dar. Mit ihrer Hilfe kann der Hundeführer die Blickrichtung des Hundes ändern. Auf dieses Weise den Blick auf den anderen Hund verwehren.
Der Hundeführer hakt dazu einen Karabiner der Leine ins Halsband ein und den anderen an den Ring am Halti. Beim Zug an der, im Halti eingehakten Leinenseite muss der Hund den Kopf drehen. Die Blickrichtung des Hundes ändert sich damit automatisch und er kann sich beruhigen.
Das Halti ahmt den Schnauzengriff der Mutter nach und übt eine beruhigende Wirkung aus.
Beim Einsatz eines Haltis gilt zu beachten, dass es nicht als Halsbandersatz dient, sondern als Hilfsmittel. Der Einsatz dieses Hilfsmittels muss mit Bedacht erfolgen, da es bei zu starkem/abruptem Zug zu Verletzungen des Hundes führen kann. - eine längere Leine
Mit einer längeren Leine fehlt dem Hund im ersten Moment, wenn er einen anderen Hund sieht die Unterstützung seines Hundeführers. Die Erregung des Hundes setzt verzögert ein und der Hundeführer kann die Situation noch retten.
verschaffen dem Hundeführer Zeit zum Retten der Situation.
Er kann in diesem kurzen Moment:
- die Blickrichtung seines Hundes ändern.
- seinem Hund den Blick auf den anderen Hund versperren.
die Richtung wechseln.
Mein Hund dreht durch, wenn er andere Hunde sieht – Fazit
Welpen binden sich schnell an ihre Menschen und lassen sich leichter trainieren als ausgewachsene Hunde. Einmal erlernte Übungen und das Halten von Sichtkontakt fällt ihnen mit der Zeit immer leichter. Bei Welpen-Spieltagen und in der Welpen-Schule lernen sie andere Hunde in ihren Revieren zu akzeptieren. Sie reagieren durch das Erlernte gelassener auf andere Hunde und Spaziergänge gestalten sich entspannter.
Übung und ein vorausschauender Hundeführer helfen ebenfalls Unfälle und unangenehme Begegnungen zu vermeiden. Gerade in der heutigen Zeit muss der Hund lernen seinem Hundeführer zu vertrauen und andere Hunde in den engeren Revieren akzeptieren.
Dieser Einschnitt in die natürliche Verhaltensweise der Hunde stellt den Hundeführer und den Hund vor eine große Herausforderung. Leider stehen viele Hundeführer mit ihrem Hund alleine da. Selten stehen ihnen andere Hundeführer zu gemeinsamen Spaziergängen und Übungen zur Verfügung.
Haltis, spezielle Geschirre und kleine Tricks helfen dabei, den Hund gelassener auf andere Hunde reagieren zu lassen. In extremen Fällen kann sich die Gabe eines homöopathischen Mittels gegen Aggression und Überregung als hilfreich erweisen.
Professionelle Hilfe kann der Hundeführer in Hundeschulen finden. Welpen-Spieltage und das Training in einer Hundeschule erweisen sich als vorteilhaft für Mensch und Hund. Voraussetzung dafür ist, dass die Hundeschule die natürlichen Verhaltensweisen der Hunde in die Ausbildung mit einbeziehen und die Kommunikation zwischen Hund und Mensch fördern.
Ein Allheilmittel gibt es nicht, aber frühzeitiges Sozialisieren und stetiges Üben helfen beiden, Spaziergänge ohne böse Überraschungen zu genießen.
Kommentare
hoven änni erika 25. Juni 2023 um 12:05
Hallo,
wir haben unseren Schäferhund, der in der Schweiz gelebt hat, glücklich mit zwei anderen Hunden im Rudel seit acht Wochen. Er wird im August drei Jahre alt. Nachdem sein geliebtes Frauchen plötzlich verstorben ist, wurden die Hunde weggegeben. Afiro ging zuerst an den Züchter in Bayern, wo er sich mit seinem Bruder nicht vertragen hat. Dann kam er zu einer Bekannten, von wo aus er vermittelt wurde. Da wir unseren weißen Schäferhund durch Leukämie verloren haben und dem Züchter unsere Facebook-Seite gefallen hatte, wo das ganze Leben von uns mit unserem Hund zu sehen war, fiel die Wahl auf uns, damit er es gut hat. Jetzt wissen wir, die Schweiz ist nicht Köln.
Wir haben ständig Situationen, wo er an der Leine hochgeht, wenn er andere Hunde sieht. Obwohl wir im Verein sind und mein Mann regelmäßig trainiert, müssten wir wissen, was wir tun können. Es muss eine Lösung geben, da er ansonsten eine Traumfellnase ist und unser Herz in Bayern im Sturm erobert hat. Es war Liebe von beiden Seiten auf den ersten Blick. Es gibt leider niemanden, der bereit ist, dass wir mal sehen können, wie sein Verhalten beim Aufeinandertreffen ist. Auffällig ist, dass er, wenn er bemerkt, dass er nicht an den anderen Hund herankommt, zu weinen anfängt. Es ist viel geworden, aber mein Herz ist auch sehr traurig, da wir wollen, dass er glücklich bei uns ist.
Danke.
Jonas 4. Juli 2023 um 15:58
Liebe/r Hundebesitzer/in,
zunächst einmal möchte ich mein Beileid für den Verlust Ihres weißen Schäferhundes aussprechen. Es ist klar, dass Sie und Ihr Mann sehr liebevolle und engagierte Hundebesitzer sind.
Zu Afiro: Es klingt, als ob er eine Menge Veränderungen durchgemacht hat, und es ist verständlich, dass er Schwierigkeiten haben könnte, sich anzupassen. Es ist wichtig zu bedenken, dass Hunde, genau wie Menschen, Zeit brauchen, um sich an neue Umgebungen und Situationen zu gewöhnen.
Was das Verhalten an der Leine betrifft, so könnte es sein, dass Afiro Leinenaggression zeigt. Dies ist ein relativ häufiges Problem bei Hunden und kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter Angst, Aufregung oder Frustration. Es ist wichtig, dass Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um dieses Problem zu lösen. Ein professioneller Hundetrainer oder Verhaltensberater kann Ihnen dabei helfen, die Ursache von Afiros Verhalten zu ermitteln und einen individuellen Trainingsplan zu erstellen.
Es ist auch wichtig, dass Sie Afiro positive Erfahrungen mit anderen Hunden ermöglichen. Vielleicht könnten Sie organisierte Spieltermine mit Hunden arrangieren, die er kennt und mit denen er sich gut versteht. Dies könnte dazu beitragen, seine Angst oder Aufregung in Bezug auf andere Hunde zu verringern.
Ich hoffe, dass diese Ratschläge hilfreich sind. Bitte denken Sie daran, dass es Zeit und Geduld braucht, um Verhaltensprobleme bei Hunden zu lösen. Es ist klar, dass Sie Afiro sehr lieben und das Beste für ihn wollen. Mit Ihrer Fürsorge und Unterstützung bin ich sicher, dass er sich mit der Zeit an seine neue Umgebung gewöhnen und ein glücklicher und ausgeglichener Hund werden wird.
Alles Gute für Sie und Afiro!