Warum leckt mein Hund mich ständig ab? Welche Bedeutung hat das?
Aus welchen Gründen genau lecken uns unsere Hunde eigentlich ab? Diese Frage wird des Öfteren gestellt und jeder hat hierfür eine etwas andere, individuelle Erklärung. Hier haben wir einige davon zusammengefasst, welche erklären, aus welchen verschiedenen Intentionen heraus unsere Hunde uns regelmäßig abschlecken…
Inhalte
Eine Art Küsschen
Unsere Hunde lieben uns, ganz klar. Da sie ihre Zuneigung nicht in Form eines „normalen“ menschlichen Kusses zeigen können, nutzen sie dafür ihre Zungen.
Sind sie in Kuschel- oder Spiellaune, so kommt das feuchte Schlabberzünglein regelmäßig zum Einsatz. Dieses Verhalten resultiert bereits aus ihrer frühesten Entwicklung heraus. Bereits als Welpen wurden sie von Mama abgeleckt. Einerseits um sauber gemacht zu werden, andererseits ist es ein Ausdruck von Liebe, Nähe und Geborgenheit. Auch die Welpen übernehmen dieses Verhalten sehr schnell untereinander, „putzen“ sich gegenseitig und haben sich auf diese Weise lieb. Also ist es wohl ganz klar, warum die Hunde dieses Verhalten der Zuneigung auch gegenüber ihren Menschen regelmäßig zum Ausdruck bringen.
Sie wollen Aufmerksamkeit oder haben Hunger
Sitzt der Hund zu lange allein an seinem Plätzchen und langweilt sich irgendwann, so beginnt er sich in der Regel auch mal selbst zu lecken. Das lässt sich unter anderem auch sehr gut mit menschlichem Verhalten vergleichen, wenn wir gelangweilt oder auf der Suche nach Zuneigung sind. Gerne knibbeln wir uns beispielsweise an den Fingern herum, zupfen uns an den Haarspitzen oder wackeln unbewusst mit dem Knie. Dann sind wir in gewisser Weise hibbelig oder gelangweilt und wollen gerne etwas Abwechslung verspüren.
Und so äußerst sich das auch bei den Hunden. Entweder sie lecken an sich selbst herum oder sie kommen direkt herbei und machen mit einem Schlabbern an Händen und Füßen auf sich aufmerksam.
Außerdem kann es als ein Zeichen von Hunger gedeutet werden. Läuft dem Hund das Wasser im Munde zusammen, so will er das natürlich verdeutlichen. Ist die letzte Mahlzeit oder das letzte Leckerli bereits eine kleine Weile her, so könnte dies die Antwort in jenem Moment sein. Hände werden üblicherweise sehr gerne kurz nach dem Essen abgeschleckt.
Klar, es befinden sich gelegentlich ja noch einige Rückstände daran, wenn zuvor beispielsweise ein köstliches Wurstbrot verzehrt wurde. Auf die möchte der Hund ja auch nicht verzichten…lecker, lecker!
Aufnahme von Informationen über die Haut
Menschen übertragen sehr viele Informationen über ihre Haut. Durch körpereigene Botenstoffe wie Schweiß oder Fett übertragen wir unseren Hunden allerlei Informationen, welche sie daraus lesen können, indem sie uns abschlecken. Ähnlich wie bei Gerüchen (Hunde haben sehr sensible Geruchsrezeptoren an Zunge und Nase) können unsere Vierbeiner mithilfe ihrer Zunge auch hier sehr gut deuten, wie denn unsere momentane Gemütslage ist (Stress, Freude, Angst, Müdigkeit u.s.w.).
Da sie außerdem sehr neugierig sind, wollen sie immer auf dem Laufenden sein und wissen, mit wem wir denn sonst noch so in Kontakt stehen. Gerüche von anderen Personen, mit welchen wir Umgang pflegen, bleiben an uns haften. Wauzi analysiert diese Informationen ganz genau mit seiner Zunge.
Das Schlecken kann also eine Aufforderung zum Spiel oder zum Füttern sein oder einfach nur aus dem Bedürfnis heraus entstehen, eine Kommunikationsbasis zu bilden. Auf jeden Fall ist es eine sehr vertraute Geste, welche mit der bedingungslosen Liebe des Hundes verbunden ist. Doch inwieweit ist das in Ordnung und muss man gesundheitliche Bedenken haben?
Über das Thema Abschlecken bei Hunden gibt es so viele verschiedene Standpunkte. Viele Personen lehnen es von vorneherein ab. Ihre Bedenken; Hygiene, Dominanzverhalten, Krankheitsübertragung, Ekel etc.
Das muss wohl jeder für sich persönlich selbst entscheiden, inwieweit er oder sie es zulässt, dass der Hund regelmäßig mit seiner Zunge kommuniziert.
Fakt ist: In der Regel werden keine gefährlichen Krankheiten übertragen, wenn der Hund gesund ist und nicht gerade vor 5 Minuten an einem toten Tier oder einem Kothaufen geschlabbert hat. In diesem Fall wäre natürlich auch der Ekel davor nachzuvollziehen.
Außerdem ist hier natürlich abzuwägen, ob der Hund einmal quer durchs Gesicht schleckt, oder nur einmal kurz dezent an Händen und Füßen. Im Gesicht dürfte es da schon eine Spur extremer ausfallen.
Mensch und Hund haben definitiv einen anderen Mechanismus und auch ihr Immunsystem ist grundlegend verschieden. Doch gerade in Bezug auf das Abschlecken der Kinder haben mehrere Studien bereits gezeigt, dass sie ein gesünderes und vor allem kräftigeres Immunsystem entwickeln, wenn sie regelmäßig mit Hunden in Kontakt stehen und natürlich zwischendurch auch mal abgeleckt werden. Die Wechselbeziehung der Mikrobiomen der beiden verschiedenen Organismen bestärkt eine gewisse Abhärtung.
Wird dem Hund regelmäßig bewusstes Schlecken verwehrt, kann sich das unter Umständen auch negativ auf seine Psyche auswirken. Wie soll er denn seine persönlichen Gefühle anders ausdrücken? Natürlich kann auch mal mit dem Schwanz gewedelt werden, aber das wäre nur ein kleines Stück vom Kuchen. In seiner Natur spielt das Abschlecken nun einmal eine tragende Rolle. Wird das Schlecken regelmäßig unterbunden oder sogar bestraft, so lässt sich das mit einem Kind vergleichen, welches Mama einen Kuss geben will, aber permanent weggestoßen wird. Das Resultat: Es kann keine gesunde Nächstenliebe entwickeln, steht unbewusst unter Stress und isoliert sich früher oder später. Sehr ähnlich verläuft es bei einem Hund. Natürlich von Fall zu Fall individuell. Der eine Hund sucht mehr Verbindung zum Herrchen durch Ablecken, der andere weniger.
Lässt es die Situation zu (beispielsweise kurz vor dem Händewaschen oder Duschen), so kann man sich bedenkenlos vom seinem vierbeinigen Freund „küssen“ und liebhaben lassen. In diesem Sinne hat das auch nichts mit Dominanz zu tun, was ja wiederum auch sehr viele Menschen denken (Leckt mein Hund mich ab, so respektiert er meine Autorität nicht). Völliger Blödsinn, im Gegenteil! Es ist alles andere als eine respektlose Geste, vielmehr sogar eine respektvolle. Denn damit symbolisiert der Hund sein Vertrauen, gibt Einblicke in seine persönlichen Bedürfnisse und zeigt offenes Interesse an seinem „Rudelführer“ durch den Erhalt diverser Informationen.
Viele Bedeutungen, einige verschiedene Meinungen dazu. Wie eben bei allem im Leben.
Man darf sich also ruhig das eine oder andere Mal von seinem Hund beschlecken lassen. Immerhin hat man ja die Möglichkeit, sich anschließend zu waschen. Das bestärkt die Bindung zwischen Mensch und Hund, fördert womöglich sogar die Gesundheit und wirkt auf beiden Seiten stressabbauend. Es muss ja nicht in einem Zungenkuss enden…
Weitere Verhaltensweise erklärt:
Kommentare
christina herres 16. Februar 2019 um 05:01
…war mir sehr hilfreich…interessant, zu lesen